User:ThomasvonderElbe GmxDe/Softwarevergleich/Votorola

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Diese Seite hier ist für alle Fragen bezüglich Votorola im Software-Vergleich.1


zu 1. Skalierbarkeit:

Friedrich Lindenberg (Entwickler von Adhocracy) schrieb:

1. Ganz grundlegend finde ich es problematisch dass ich im Bezug auf ein Thema nur eine Position haben kann. Schade. Vielleicht habe ich ja zwei Ideen und möchte beide zur Diskussion stellen.

2. uff. Votorola würde - soweit ich es verstehe - dann am besten funktionieren, wenn grob an jedem Teilnehmer gleich viele andere "hängen" würden. Um die beiden Extreme zu nennen:

(a) Jeder Kandidat hat präzise N Leute die an ihn delegieren und mit denen er reden muss. Soweit ich es verstanden habe ist das Dein Idealszenario. (b) Es gibt nur wenige Kandidaten die überhaupt Delegationen haben, d.h. es muss eine Mehrheit gefunden werden. Dafür müssen nur diese Kandidaten miteinander sprechen, d.h. man hat ein System mit minimaler Beteiligung.

Jetzt kann man gucken, was passieren muss damit (a) und nicht (b) eintritt:

- Alle Teilnehmer müssen perfekt informiert sein um zu wissen, wo sie sich "einklinken" müssen. Sie haben also maximal viel Zeit in ihre Entscheidungsfindung investiert.

- Für jeden Wechsel ihres Vertreters müssen sie erneut Zeit investieren, im schlimmsten Fall noch einmal den maximalen Aufwand.

- Alle Teilnehmer müssen willig sein sich dem inhaltlich perfekten Vertreter unterzuordnen, unabhängig von persönlichen oder historischen Überlegungen.

Wenn eine dieser Annahmen nicht zutrifft (z.B. weil mehr als 50% der Bevölkerung lieber Abends RTL guckt als Positionen zum BGE zu lesen), kollabiert der Baum und die Gefahr eines autoritären Systems.

Weiterhin muss - soweit ich das überschauen kann - die politische Meinung von Leuten muss perfekt zufällig verteilt sein. D.h. für jede Meinung und Sub-Meinung muss es einen ausgewogenen Vertreterbaum geben. Einflüsse wie persönliche Bedürfnisse, Kultur, Lebenswelt, Ideologie usw. usf. sind nicht existent.

In beiden Fällen, bei Nicht-Zutreffen einer der Annahmen oder bei ungleich verteilten politischen Meinungen kommt man in folgende Situation:

- eine der Positionen hat offensichtlich mehr Unterstützung hat als die anderen.

- Damit sinkt aber der Anreiz auf die anderen einzuwirken,

- immer mehr Leute werden zur präferierten Option wechseln.

- Wenn das geschieht sinkt jedoch für den Vertreter dieser Position der Anreiz, mit den Vertretern einer Einzelposition zu verhandeln, da seine Mehrheit nicht mehr bedroht ist.

- Die maximale Ausprägung dieser Situation besteht dann in Szenario (b)

3. Effizienz: Wie lange, glaubst Du, dauert es etwa (mal angenommen der Baum "funktioniert") bis sich so ein Votorola-Baum entwickelt hat? Irgendwie fehlt mir bisher jede Prozess-Vorstellung davon wie das abläuft aber mein lucky bone sagt mir: ziemlich lange.

Macht das soweit Sinn?

Lg, Friedrich


Thomas von der Elbe (Projektkoordinater Votorola) antwortete:

Moin,

Friedrich, danke für Deine Antwort!

Du schreibst über Votorola:

> 1. Ganz grundlegend finde ich es problematisch dass ich im Bezug auf
> ein Thema nur eine Position haben kann. Schade. Vielleicht habe ich ja
> zwei Ideen und möchte beide zur Diskussion stellen.

Kein Problem mit Votorola: Du kannst auf Deiner Positions-Seite beliebig viele Ideen vorschlagen!

> 2. Votorola würde - soweit ich es verstehe - dann am besten
> funktionieren [...]:
>
> Jeder Kandidat hat präzise N Leute die an ihn delegieren und mit
> denen er reden muss. Soweit ich es verstanden habe ist das Dein
> Idealszenario.

Nee, das ist nicht das Szenario, was Votorola braucht um zu funktionieren: Es ist das Szenario, was imho von selbst entsteht, wenn eine Abstimmung lange genug läuft! Es gibt eine natürliche Tendenz hin zu diesem Zustand:

Beispiel: Ein End-Kandidat hat 700 Wähler, die z.T. auch selber schon Wähler haben. 600 von ihnen delegieren an ihn, weil sie sich selbst als Laien und ihn als vertrauenswürdigen Experten empfinden, d.h. sie interessieren sich nicht weiter für die Details seines Entwurfes.

Die übrigen 100 jedoch haben Verbesserungsvorschläge. Also treten sie mit besagtem End-Kandidaten in Kontakt und versuchen ihn zu überzeugen. Da er aber nicht mit 100 Menschen gleichzeitig verhandeln kann, tut er dies zunächst mal nur mit 10 von ihnen. Bevorzugt nimmt er diejenigen 10, die ihrerseits schon die meisten Stimmen haben. Der 87. Wähler, der vielleicht nur 3 Stimmen hat, hat bei ihm keine Chance, Gehör zu finden. (Wie wenn ich versuchen würde, beim nächsten Klima-Gipfel mit Obama, Sarkozy und Merkel am Tisch zu sitzen :-D ... in meinem Fall wär das natürlich gut, aber wenn da jeder käme ...)

Durch dieses Nicht-Gehört-Werden entsteht ganz natürlich eine Tendenz zum Zusammenschluss. 20 der 90 Nicht-Gehörten schliessen sich zusammen zum Öko-Bündnis, verfassen einen gemeinsamen Entwurf und behalten trotzdem auch ihre individuellen Entwürfe. Schlagartig steigt ihr Vertreter auf in den Club der 10. Die übrigen 70 Nicht-Gehörten suchen sich ebenfalls passende Bündnisse ein/zwei Ebenen höher im Baum, in denen sie auch mit ihrem kleinen Stimmengewicht Gehör finden.

Also Du siehst, die natürliche Grenze N wird dadurch bestimmt, wieviele Menschen in einem Diskurs noch sinnvoll aufeinander eingehen können. Schätzungsweise max. 15-20, oder? Die überzähligen eröffnen aus Eigeninteresse eine neue Höhen-Ebene bzw. falls diese schon existiert ordnen sie sich dort ein. Auf diese Weise wächst der Baum ganz von selbst. (Die 600 "Laien-Wähler", die nicht am Diskurs teilnehmen, spielen in diesem Prozess keine Rolle. Von ihnen kann es auf jeder Ebene beliebig viele geben. Die meissten werden sich sicher in der Nähe des Stammes befinden.)

Dann schreibst Du noch:
> [Wenn immer mehr Leute für eine Mehrheits-Position stimmen, sinkt] für den
> Vertreter dieser Position der Anreiz, mit den Vertretern einer
> Einzelposition zu verhandeln, da seine Mehrheit nicht mehr bedroht ist.

Erst wenn dieser Vertreter die erforderliche Entscheidungsmehrheit hat (z.B. 66% über 2 Monate o.ä.), sinkt für ihn der Anreiz zu verhandeln. Und das ist ja auch ok so. Ohne diese Mehrheit sollte er lieber auf seine Wähler eingehen, sonst ist er sie los ...

> 3. Effizienz: Wie lange, glaubst Du, dauert es etwa (mal angenommen
> der Baum "funktioniert") bis sich so ein Votorola-Baum entwickelt hat?

Wie gesagt, sobald mehr als ca. 20 Wähler was von einem Kandidaten wollen, wird sich die erste Astgabel bilden usw. ...

Klärt das Deine Zweifel ?

Grüsse, Thomas


Fussnoten

  1. ^ Teile der Diskussion fanden auf der email-liste des Liqd e.V. statt: http://lists.liqd.net/cgi-bin/mailman/listinfo/work


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